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Visionen und Ideen für Stutensee

Auf dieser Seite finden Sie Berichte von Projekten, die wir uns für Stutensee vorstellen könnten.

Ebenso die Veröffentlichungen in der Stutensee-Woche oder auf meinstutensee.de

Viertes Jugendforum mit vielen Ideen und konkreten Ergebnissen

Micha Mack, 24.11.2019

 

Am 20.11. fand das vierte Stutenseer Jugendforum statt. Im Rathaus in Blankenloch fanden sich ca. 30 Jugendliche ein, die Stutensee mitgestalten wollen. Ein breites Spektrum an Themen stand an diesem Abend zur Diskussion. In Kleingruppen erarbeiteten die Jugendlichen die thematisch zugeordneten Punkte. Als Ergebnis konnte am Ende jede Menge Spannendes und Interessantes vorgestellt und sehr konkrete Vorschläge präsentiert werden: u.a. wurde angeregt auf den sozialen Medien etwas reizvollere Bilder und Beiträge zu posten, mehr Plätze und Treffpunkte für Jugendliche zuschaffen, einen Wasserspender für die Sporthalle und eine Stundenplan-/Vertretungsapp für die Schulen anzuschaffen. Ein weiteres spannendes Ergebnis war auch der Wunsch nach einer Jugendapp. Diese soll Informationen über Veranstaltungen innerhalb der Stadt, Ideensammlung von Jugendlichen, Abstimmungen/Umfragen, etc. bieten. Alle gesammelten Ideen werden in Arbeitsgruppen weitergeführt. Micha Mack wird für die Freien Wähler als Pate die Arbeitsgruppe "Jugendapp" begleiten.
Die Veranstaltung war dieses Mal sehr viel greifbarer als die vorangegangenen, jetzt konnten unsere jungen Mitbürger sich direkt an der "Arbeit" beteiligen. Und in den Arbeitsgruppen bringen die Jugendlichen auch zukünftig mit in die Entwicklung unserer Stadt ein. Ein großes Lob hierfür, weiter so!

Einzelhandel vor Ort erhalten

Dr. Klaus Mayer, 26.10.2019

 

Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten voran. Das Internet ist schon lange zu einem gigantischen Marktplatz geworden auf dem Daten, Informationen aber auch Dienstleistungen und Waren gehandelt werden. Der online Kauf liegt voll im Trend. Laut einer Umfrage haben 80 Prozent der Bevölkerung schon mindestens einmal in einem Online-Shop eingekauft, 4 Prozent kaufen täglich im Web ein und jeweils 14 Prozent shoppen einmal bzw. mehrmals wöchentlich. Tendenz steigend! Das klassische Warenhaus und der Laden um die Ecke haben es zunehmend schwer, sie stecken in der Krise. Wir sehen die Auswirkungen auch in Stutensee: wir sehen mehr Fahrzeuge von Paket- und Lieferdiensten als wir Läden in unseren Stadtteilen haben, nicht nur für die Lieferung, sondern auch für die Rücksendung von Waren, die umgetauscht werden oder zu viel bestellt und dann doch nicht gekauft werden.

Und genau an diesem Punkt lohnt es sich einmal kritisch nachzufragen ob dies auch eine gesunde und nachhaltige Entwicklung ist. Wir sollten uns fragen, inwieweit wir unser soziales Leben, unsere Umwelt und unsere Gewerbeinfrastruktur mit einem bewussten Einkaufsverhalten beeinflussen können. „Abstimmen mit den Füßen“ nannte man das früher; heute müsste man wohl eher sagen „Abstimmen mit oder ohne Mausklick“.

Zugegeben, Einkaufen im Internet hat seine Vorteile. Online gibt es fast alles, das Warenangebot des E-commerce ist dem des Einzelhandels überlegen. Und bestimmt lassen sich sehr spezielle Artikel, die vor Ort nicht zu bekommen sind, über das Internet relativ einfach beziehen. Als Verbraucher sollten wir uns bewusst machen, dass es beim Einkaufen vor Ort um mehr geht, als um den Erwerb einer Ware. Den allergrößten Teil dessen was wir konsumieren, von Lebensmitteln über Bekleidung bis hin zu Unterhaltungsartikeln und Freizeitbedarf, können wir problemlos ortsnah bekommen, entweder in Stutensee oder in den Nachbargemeinden. Vor Ort Einkaufen heißt:

  • Frische Waren ohne lange Transportwege, ohne Plastikverpackungen und ohne internationale Großkonzerne, die kräftig daran verdienen und keine bzw. nur sehr geringe Steuern zahlen.

  • Arbeitsplätze in der Region sichern. Der handwerklich arbeitende Bäcker oder Metzger, die freundliche Verkäuferin, der direkt vermarktende Landwirt sind Beispiel für Menschen aus unserer Stadt und unserer Region, die für uns Verbraucher arbeiten und dies auch in Zukunft gerne tun wollen.
  • Qualifizierte Beratung durch Fachpersonal. Das wirkt sich unter Umständen auf den Preis aus, aber als Kunde werde ich dann auch ein Produkt erwerben, das am ehesten meinen Vorstellungen und Wünschen entspricht.
  • Einkaufserlebnis mit allen Sinnen: sehen, riechen und probieren. Das geht nur im Fachgeschäft und nicht im Internet.
  • Ökologisch, denn es gibt keine langen Anfahrtswege, weniger Verpackung und damit weniger Müll.
  • Soziale Gerechtigkeit, denn Fachgeschäfte, kleine und mittelständische Unternehmen vor Ort bilden eine eigenständige Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsweise ab und sichern einen Wirtschaftskreislauf.
  • Kommunikation, denn beim Einkaufen haben wir Gelegenheit Freunde, Bekannte und Menschen aus unserem Ort zu treffen, mit ihnen zu reden, Neuigkeiten austauschen und soziale Kontakte zu pflegen. Gerade für Alleinwohnende oder für ältere Menschen ist dies ein wichtiger Faktor gegen die Vereinsamung.

Wir können mit unserem Einkaufsverhalten also erheblichen Einfluss ausüben. Aber auch die Stadt muss weiterhin ihren Beitrag leisten um die wohnortnahe Versorgung zu sichern. Mit der Ansiedlung des Einkaufsmarktes in Staffort vor einigen Jahren, beispielsweise, ist gelungen, was lange Zeit für unmöglich gehalten wurde: Stutensees kleinstem Stadtteil mit einer Vollversorgung vor Ort auszustatten. Wir müssen weiterhin in allen Stadtteilen, nicht nur in den Gewerbegebieten sondern auch in den Innenbereichen Voraussetzungen schaffen und verbessern um Einzelhandel anzusiedeln.

Den Trend gegen die Internet-Kaufhäuser, gegen die zahllosen Lieferfahrzeuge und gegen die damit verbundene Flut von Verpackungsmüll müssen wir kreativ angehen und dabei auch von anderen Städten lernen. In Karlsruhe gibt es mittlerweile mehrere lokale Shopping Apps, die Information und Bestellung per Smartphone mit einem echten Einkaufserlebnis in einem Geschäft in der City verbinden. In Ettlingen lässt sich mit den „Ettlinger Platzhirschen“ das online Stöbern mit dem Kauferlebnis vor Ort verbinden. Informationsplattformen wie „KaufDA“ geben im Internet einen Überblick über lokale Angebote.

Stadtverwaltung und örtlicher Handel müssen im Rahmen der „Digitalisierungsstrategie Stutensee 4.0“ gemeinsam innovative Konzepte entwickeln um Einkaufsmöglichkeiten und Arbeitsplätze in Stutensee zu sichern. Aber auch im auszuarbeitenden Stadtentwicklungsplan müssen die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort ein wichtiger Faktor sein. Dabei gilt es auch insbesondere für fußläufig erreichbare Nahversorger innerorts und nicht nur am Ortsrand liegende zu sorgen, um allen Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit zu geben, ihren Einkauf selbst erledigen zu können.

Stutensee und der Klimawandel

 

Es vergeht kaum ein Tag an dem wir nicht vom Klimawandel, von der Erderwärmung und von CO2 Emissionen hören oder lesen. Gemeinhin werden die Treibhausgase (darunter CO2) für die globale Erwärmung verantwortlich gemacht und infolgedessen konzentrieren sich die Maßnahmen im Wesentlichen auf eine Reduzierung der anthropogenen CO2 Emissionen (also der Emissionen, für die der Mensch verantwortlich ist: Heizung, Verkehr, Energieproduktion, etc.). Das Thema ist ernst, es ist weitreichend, es ist von globaler Bedeutung und es betrifft jeden von uns. Doch was wir in den Medien (einschließlich der sozialen Medien)  an Debatte erleben ist oft emotional, manchmal hysterisch und mit Alarmismus verbunden. Die Ernsthaftigkeit der Problematik macht es erforderlich, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich auf wissenschaftliche Fakten zu berufen. Eine Weltuntergangsstimmung zu verbreiten ist wenig hilfreich, ebenso wie die Verehrung von Aktivisten als Heilsbringer. Um nicht missverstanden zu werden: es ist absolut legitim, wenn junge Menschen auf die Straße gehen um für eine besser Zukunft zu demonstrieren. Das ist ein wichtiger Baustein unserer Demokratie. Wir müssen aber auch den Schritt vom Problembewusstsein hin zu konkreten und umsetzbaren Lösungen machen. Dazu müssen wir die Menschen erreichen und sie in diesem Prozess mitnehmen, denn sie sind bei weitem nicht so unvernünftig, wie uns oft vorgegaukelt wird.

Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, warnte erst kürzlich vor Aktionismus und einer „Klimahysterie“. Insbesondere sprach er sich gegen „immer neue Vorschläge für immer mehr Verbote“ aus.

Einige Städte haben sich zu einem Alleingang entschlossen und den Klimanotstand ausgerufen. Dabei müssen wir uns im Klaren sein, dass Kommunen, Bundesländer oder Deutschland insgesamt den Klimawandel nicht aufhalten können, denn 97% der CO2 Emissionen kommen aus anderen Ländern. Nachhaltige Erfolge können allerdings nur erreicht werden, wenn die „große Politik“ es endlich schafft, zu einer gemeinsamen europäischen Initiative zu kommen und damit auch ein umfassendes, globales Maßnahmenpaket glaubwürdig und nachdrücklich voranbringen zu können.

Trotz der Bemühungen zum Klimaschutz wird sich unser Klima weiter verändern. Die Folgen der Klimaveränderungen zeigen sich am Ende überwiegend in den Gemeinden und wirken sich auf das Leben der Menschen vor Ort aus: Stürme, kleinräumliche Überflutungen in Folge von Starkregen, hitzebedingte Belastungen oder die Dauer von Trockenperioden nehmen spürbar zu.

Die Ursachen der Betroffenheit finden sich nicht selten in der baulichen und landschaftlichen Gestaltung öffentlicher Bereiche: große, versiegelte Flächen im Ortsbereich (Parkplätze, Schulhöfe etc.), mangelnde Grünflächen oder klimaempfindliche Bepflanzung, sowie fehlende Überschwemmungsbereiche.

Daher brauchen wir kommunale Maßnahmen als Baustein, um mit dem Klimawandel umzugehen. Dazu sollten wir sowohl Schritte in Betracht ziehen um die CO2 Emissionen zu reduzieren, CO2 zu binden, aber auch um mit den Folgen des Klimawandels umzugehen. Für uns Freie Wähler stehen hier vier Prinzipien im Vordergrund:

  1. Verbote sind wenig hilfreich
  2. Es ist wichtig Anreize zu schaffen
  3. Konkrete, kommunale Maßnahmen müssen umgesetzt werden
  4. Private Maßnahmen sollen angeregt und unterstützt werden

Bei strategischen Planungs- und Investitionsentscheidungen in Stutensee sollte daher gerade die zukünftige Klimaentwicklung dringend mitberücksichtigt werden. Im Umgang mit den Folgen des Klimawandels ist gewissermaßen nichts teurer als Nichtstun − ökologisch und ökonomisch. Wir müssen auch bei uns in Stutensee den unvermeidlichen Folgen des Klimawandels aktiv und gestaltend entgegentreten und Stutensee so für die Zukunft "klimasicher" machen. Dort wo wir als Stadt mit konkreten Maßnahmen (also mit gutem Beispiel) voran gehen, werden wir auch zu privaten Maßnahmen motivieren.

Maßnahmen, die wir zur konkreten Umsetzung vorschlagen beinhalten:

  • vorrangige Nutzung von erneuerbaren Energien für die Gebäudeheizung und Klimatisierung an städtischen Liegenschaften
  • Kontinuierliche Verbesserung der Wärmedämmung an öffentlichen Gebäuden
  • Architektonische und stadtplanerische Maßnahmen (Gründächer und Fassadenbegrünung zur Verschattung und Abkühlung von öffentlichen Gebäuden)
  • konsequenter weiterer Ausbau von Ladestationen für Elektro-Autos in allen Stadtteilen
  • Unterstützung von car-Sharing Angeboten in allen Stadtteilen
  • den öffentlichen Personennahverkehr in Angebot und Preisgestaltung attraktiv halten
  • Erhalten und Ausbau des Radwegenetzes
  • weitere Wettbewerbe und Aktionen aufbauend auf dem „Stadtradeln“
  • Verstärken von Pflanzaktionen (Bäume, Büsche, Sträucher, Stauden) auf stadteigenen Flächen (Identifizieren von geeigneten, größeren Flächen unter Einbeziehung der Ortschaftsräte) und Förderung von privaten Anpflanzungen
  • Sichern von Grünflächen und ggf Erhöhen des Vegetationsvolumens
  • Abwägung von innerörtlicher Nachverdichtung und Erhalt von innerörtlichen Grünflächen
  • Auf stadteigenen Waldflächen zukunftsfähige (klimaresistente) Baumarten in Mischwäldern mit heimischen Bäumen kombinieren

Um mit den Folgen des Klimawandels, insbesondere Extremwetterlagen, umgehen zu können und die Auswirkungen zu minimieren, müssen wir weitere Maßnahmen im Betracht ziehen:

  • überprüfen den Hochwasserschutzes unserer Fließgewässer
  • Sicherung der Entwässerung von Unterführungen
  • Bereitstellen von ausreichend Retentionsflächen für Starkregenereignisse
  • Unterstützen einer Regenwasserbewirtschaftung in öffentlichen und privaten Grünanlagen
  • Verstärkte Vorbereitung unserer Rettungsdienste (z.B. durch Übungen) zur Gefahrenbewältigung bei Extremwetterlagen

Viele dieser Maßnahmen brauchen die Mitwirkung unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Gemeinsam können wir viel für das Klima erreichen und sehr viel, um mit den Folgen des Klimawandels besser umgehen zu können. Allerdings muss uns bewusst sein, dass dies nicht ohne Belastungen vonstattengehen kann. Sowohl der städtische Haushalt, als auch die privaten Haushalte werden hierfür einen Beitrag leisten müssen. Dies ist nur möglich, wenn Bund und Land entsprechende Förderprogramme aufstellen und den Kommunen - also auch uns hier in Stutensee - ausreichend Finanzmittel an die Hand geben, um die notwendigen Maßnahmen realisieren zu können. Dazu braucht es keiner Steuererhöhung und keiner neuen CO2 Steuer (KFZ Steuer und Mineralölsteuer sind quasi schon CO2 Steuern).

 

Zusammenfassend sehen wir Freien Wähler keinen Anlass für eine Klimahysterie. Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber. Wir sehen hier klare Chancen, mit durchdachten Maßnahmen unterschiedliche Interessen miteinander zu vereinbaren: besseres Kleinklima, Energiekosten senken, weniger Emissionen, besserer Umgang mit Ressourcen und ein attraktiveres Stadtbild. Deshalb wollen wir das Thema anpacken, mit konkreten Vorschlägen und ohne Verbote.

 

Für Anregungen aus der Bevölkerung sind wir offen und jederzeit ansprechbar. Ja, wir forden Sie, liebe Leser und Mitbürger, dazu eindringlich auf. Nur gemeinsam können wir Ideen entwickeln, die (nicht nur) unserer Stadt helfen.

Wohnprojekte in Form eines Mietshäusersyndikats

 

In Mannheim hat eine Baugruppe ein Projekt in Form des Mietshäusersyndikats gebaut. In diesem, derzeit jüngsten Projekt, sind inzwischen die Bewohner eingezogen und gaben Interessierten die Möglichkeit einer Besichtigung. Einige der Freien Wähler waren vor Ort und haben sich informiert.

Die Freien Wähler luden am 7. März 2018 zu einer öffentlichen Veranstaltung in Spöck ein, bei der ein Beteiligter diese Projekte vorstellte. Diese Veranstaltung war gut besucht und im Anschluss an den ausführlichen Vortrag ergab sich eine rege Diskussion und ein Austausch mit dem Referenten.

 

Mitshäusersyndikate gibt es in bereits zahlreichen Städten (z.B. Freiburg, Mannheim) und es wurden bisher 130 Hausprojekte realisiert, die mit 17 Projektinitiativen einen Verbund bilden.

Was sich genau hinter dem Modell verbirgt, kann auf  Mietshäuser Syndikat nachgelesen werden.


Ganz kurz zur Erklärung: Beim Mietshäusersyndikat wird Wohnraum gebaut und bleibt immer Wohnraum mit gesicherten Mieten, für immer.

Die Mieter gründen einen Verein und eine GmbH. In der GmbH gibt es zwei Gesellschafter einmal den Verein und einmal das Syndikat. Beide Gesellschafter können sich nicht überstimmen, sondern müssen immer einen Konsens finden. Sehr interessant ist auch, dass die Projekte nicht nur durch klassische Bankkredite, sondern auch über private KleinKredite sich finanziert werden können.

 

Es sind keine Investitionsprojekte!


Dies ist für eine Stadt auch eine Chance günstigen (nicht billigen) Wohnraum zu schaffen, ohne selbst viel zu investieren - meist ist der Grundstückspreis subventioniert. Darüber hinaus wird dies über Baugruppen organisiert, d.h. es ist von vorne herein garantiert, dass sich die zukünftigen Mitbewohner kennen und gerne zusammenleben. In dem Projekt „Umbau“ in Mannheim leben Familien, Paare, Alleinstehende und auch Flüchtlingsfamilien haben eine Unterkunft gefunden.

In Mannheim wurden auf dem Konversionsgelände „Turley“ drei solcher Projekte realisiert. Zwei Neubauten und eine Bestandsgebäude.

 

Bezahlbarer Wohnraum wird für uns in den nächsten Jahren in der Siedlungspolitik in Stutensee ein  großes Thema sein. Diese Modell ist eine der Möglichkeiten langfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Projekt "Wohnen im Alter" in Eichstetten am Kaiserstuhl

 

Besuch eines besonderen Projektes durch Spöcker Ortschaftsräte und interessierte Bürger im April 2018, organisiert von Karin Vogel

 

Im Ortszentrum von Eichstetten liegen verschiedene Gebäude mit den historischen Namen „Adlergarten“ und „Schwanenhof“. Der Schwanenhof ist eine ehemalige Gaststätte und wurde umgebaut und mit Neubauten ergänzt (1998), der Adlergarten ist ein Neubau. Alle Gebäude bilden ein Ensemble in der Ortsmitte und beherbergen verschiedene Wohnformen überwiegend für ältere, aber auch für jüngere Menschen und soziale Einrichtungen. Vor zehn Jahren gründeten engagierte und verantwortungsvolle Bürger von Eichstetten einen Bürgerverein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat einen Generationenvertrag zu erfüllen. Die Grundidee ist, in der Gemeinde (heute 3500 Einwohner) einen Möglichkeit im Ort zu schaffen, in dem ältere Menschen mit Ihren Einschränkungen, die das Alter mit sich bringen kann, möglichst selbständig aber dennoch betreut leben können. Bis dahin mussten ältere Menschen, die sich nicht mehr ganz selbst versorgen konnten in den Pflegeheimen in den Nachbargemeinden unterkommen. Mit seinem neuen Konzept wollte der Verein eine Alternative im Ort schaffen, das auf Selbstbestimmung und Selbstverwaltung basiert. Das Konzept beinhaltet eine Pflegegruppe, eine Gemeindetreffpunkt, 3 Eigentumswohnungen, 14 Mietwohnungen (barrierefrei bzw. barrierearm) und ein Büro des Bürgervereins. Später kamen ein Tagescafe und eine Tagespflege hinzu. Im Folgenden werden die einzelnen Bereiche etwas näher beschrieben. Die Wohnungen im "Schwanenhof" liegen in den Obergeschossen und sind mit einem Lift bequem erreichbar. Laubengänge (überdachte Bereiche) und das offene Treppenhaus verbinden die Wohneinheiten. Man findet dort Tische, kleine Hochbeete, Blumenbeete und viele Sitzbänke und die Bewohner jeglichen Alters nutzen diesen Bereich um sich zu treffen und auszutauschen.

Die Atmosphäre hat uns Besucher gleich in ihren Bann gezogen. Man spürt: hier begegnen sich die Menschen und hier wird ein Miteinander gelebt. Ebenerdig findet man ein paar kleine Läden, sowie ganz wichtig: das Büro des Bürgervereins. Es ist die zentrale Anlaufstelle für Bewohner des "Schwanenhofs", sowie für alle Bürger von Eichstetten, die häusliche oder pflegerische Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Auch Freizeitaktivitäten werden von hier aus organisiert.

 

Im Gebäude nebenan, dem „Adlergarten“, ist eine Pflegegruppe untergebracht. Sie bietet Platz für ältere und pflege- bzw. betreuungsbedürftige (auch an Demenz Erkrankte) Eichstetter und umfasst eine 24-Stundenbetreuung. Es handelt sich um eine selbstverwaltete Pflegewohngruppe . Dies bedeutet die Bewohner, bzw. deren Angehörige bestimmen welcher Anbieter (kirchliche Sozialstation oder privater Pflegedienst) welche Pflegedienste übernimmt und alles was den Alltag betrifft. Das Konzept ermöglicht so größtmögliche Selbstbestimmung der BewohnerInnen bei optimalem Betreuungsangebot, in familiärer Atmosphäre. Die Pflegegruppe verfügt über zehn Einzelzimmer, ein Doppelzimmer, zwei Pflegegemeinschaftsbäder und einen großen gemeinsamen Koch/Ess- und Wohnbereich. Die Gruppe befindet sich im Erdgeschoss und wird durch einen kleinen übersichtlichen Garten mit einem kleinen Rundweg, Blumen, Rasenfläche und sogar eine kleiner Voliere ergänzt. Damit bietet es die Atmosphäre von einem privaten Zuhause. Die Gruppengröße und deren Überschaubarkeit tragen zu diesem Gefühl bei. Pflegedienste übernehmen die Fachkräfte der örtlichen Kirchlichen Sozialstation. Weiterhin unterstützen sogenannte „AlltagshelferInnen“ die Bewohner des "Adlergartens" beim Gelingen des Alltages (Z.B. Kochen, aufräumen). Die AlltagshelferInnen sind Menschen aus dem Ort, meist Frauen, die speziell hierfür weitergebildet wurden. Die Bewohner werden, soweit Sie daran Interesse haben, beim gemeinsamen Kochen, Wäsche erledigen und Pflanzen versorgen mit einbezogen. Jeder trägt dazu das bei, was er noch leisten kann. Die Arbeit der Alltagshelferinnen ist besonders wertvoll, da die Frauen meist aus Eichstätten sind und für die Bewohner die Verbindung zum Ort sind. Aktuelles und alte Geschichten aus dem Ort werden ausgetauscht.

Bei der selbstverwalteten Pflegegruppe leben die Menschen sozusagen in ihren privaten Räumen in einer Wohngemeinschaft und kaufen sich die Dienstleistungen im pflegerischen Bereich (24 Stundenbetreuung, medizinische Leistungen), die sie benötigen dazu. Dazu gibt es Kooperationsverträge mit den Pflegediensten, in diesem Fall der Kirchlichen Sozialstation. Die Verträge sind auf 1-2 Jahre befristet. Somit hat die Wohngruppe immer die Möglichkeiten anzupassen oder bei Bedarf zu wechseln. Frau Höfflin eine Vertreterin der Kirchlichen Sozialstation, hat uns mit einigen Ausführungen Einblicke in den Alltag gewährt und die Arbeit und Ansprüche einer Pflegegruppe erklärt. Besonders die Selbstbestimmung, die sich von Pflegeheimen unterscheidet hat sie in den Vordergrund gestellt.

 

Betrieben wird das Projekt durch einen Bürgerverein. Betreutes Wohnen, Tagespflege, Pflegewohngruppe und selbständiges Wohnen gehen hier Hand in Hand. Der Bürgerverein arbeitet mit Ehrenamtlichen, mit Pflegediensten und mit „Alltagshelferinnen“ zusammen um älteren Bürgern das selbstbestimmte Leben und das Meistern des Alltags in der gewohnten, dörflichen Umgebung zu ermöglichen. Das Büro des Bürgervereins ist dabei die zentrale Anlaufstelle für alle, die sich informieren wollen, die gerne im „Schwanenhof“ oder im „Adlergarten“ wohnen wollen oder die helfend mit eingreifen wollen. Der Bürgerverein ist ein großartiges Beispiel für Bürgerschaftliches Engagement. Hier wurde nicht gewartet bis die „große Politik“ etwas für die älteren Menschen tut, sondern es wurden die Möglichkeiten, die sich bieten, also die politischen Rahmenbedingungen, genutzt um mit Eigeninitiative, Kreativität und Entschlossenheit neue Lösungen zu schaffen. Der Erfolg gibt den Initiatoren Recht. Die Angebote werden sehr gut in Anspruch genommen und das Projekt wächst weiter.

Seit zwei Jahren beherbergt der Schwanenhof das Tagescafé „Miteinander“, das integrativ arbeitet. Das heißt Menschen mit Behinderungen haben hier die Möglichkeit mitzuarbeiten. Werktags wird für die Bevölkerung ein Mittagstisch angeboten, am Wochenende ergänzen Kaffee und Kuchen das Angebot. Das Tagescafé hat sich in kürzester Zeit zu einem beliebten Treffpunkt der älteren Menschen mit ihren Familien und Freunden entwickelt. Das Café kommt so gut an, dass inzwischen 140 Essen täglich zubereitet werden und Kindergarten und Schule mitversorgt werden. Es ist zweifellos eine Bereicherung für alle Bürger in Eichstetten.

 

Aus den gesammelten Informationen lassen sich auch für Stutensee innovative Wege für das Wohnen im Alter entwickeln.

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